Sonntag, 12. Juli 2015

SONNTAGSPOST | runaway

escape photography
Es ist keine dieser typischen Sommernächte, die Hitze ist unerträglich, nicht schwül, und aufgeladen, kein herannahendes Gewitter. Die Luft ist trocken und die Zikaden zirpen bedrohlich, überall um mich herum. Unter meinen Füßen brechen die dürren Äste, eingetrockneter Schlamm zerbröselt, mein Atem geht schnell, heftig, unkontrolliert.

Ein Blick über die Schulter, nach hinten, nichts zu sehen. Ich hetze weiter, zwischen Bäumen und Gebüsch, die mir die nackten Beine zerkratzen, ich ducke mich unter den niedrigen Ästen hindurch. Meine Lunge brennt und ich spüre, wie ich langsamer werde. Ich beiße mir auf die Unterlippe, ich darf nicht stehen bleiben, ich muss hier weg.

Ich habe keinen Grund, ich will hier weg, ich kann nicht hier bleiben, die immer trockene Luft, über Wochen hinweg kein Tropfen Regen schnüren mir den Atem zu, ich muss weiter, immer weiter bis ich endlich wieder Sommerregen spüre.

Doch die Hitze hält mich grausam gefangen, ich kann laufen, so weit ich will, sie greift nach mir, egal wo ich bin. Sie zehrt an meinen Kräften, ich kann mich nicht konzentrieren, kann nicht mehr denken, mein Blick verschwimmt, und ich verliere mein Ziel aus den Augen.

Hatte ich jemals ein Ziel?

Keuchend bleibe ich stehen, stütze mich auf meine Oberschenkel. Ein Rascheln, ich fahre hoch und sehe mich um. Panik. Ich finde keinen Ausweg, überall dürre Fichten, kein Schutz, es raschelt. Ich muss weiter. Immer wieder weglaufen, nirgends ankommen, immer weiter weg, es gibt kein Zurück. Zurück war das Weiter.

Und irgendwann, irgendwann da werde ich ankommen, der Sommerregen wird über mich hereinbrechen und ich kann endlich wieder frei atmen. Bis dahin laufe ich weg. Ich fliehe vor der Hitze, vor der Trockenheit, vor mir selbst. Und ich verirre mich. Jeden Meter mehr, aber ich weiß nicht, woher ich gekommen bin. Wann ich das letzte Mal außerhalb dieses Irrgartens war. Wusste, wo ich hin will. Wo ich her kam.

Ich kann mich nicht erinnern.

Weglaufen ist alles, woran ich mich erinnere, verrannt in irgendwelche Sackgassen, aus denen ich nicht mehr zurückfand, in die falsche Richtung abgebogen, weil sie sich richtig anfühlte, weitergerannt, als sie sich als falsch herausstellte. Immer weiter. Vielleicht treffe ich irgendwo auf mich, tanzend im Sommerregen.


I wanna run away, never say goodbye
I wanna know the truth, instead of wondering why
I wanna know the answers, no more lies
I wanna shut the door, and open up my mind
L I N K I N   P A R K

written by Casey.




It’s not one of these typical summer nights, the heat is intolerable, not muggy and charged, no approaching thunderstorm. The air is dry and the cicadas chirp menacingly everywhere around me. Under my feet the dry branches break, dried up mud crumbled, my breath goes fast, violently, uncontrollably.

A look over the shoulder, to the back, nothing to see. I rush further, between the trees and bushes which scratch the naked legs to me, I duck under the low branches through. My lungs burn and I feel how I become slower. I bite my lower lip, I mustn’t stop, I have to leave here.

I have no reason, I want away from here, I cannot stay here, the air is always dry, weeks ago no drop of rain knot my breath, I have to go further, on and one, further until I feel summer rain again.

But the heat traps me, I can run as far as I want, it reaches for m, all the same where I am. It debilitates me, I can’t concentrate, cannot think anymore, my look becomes blurred and I lose my goal out of sight.

Did I ever have a goal?

Whezzy I stop, lean onto my thighs. A rustle, I look around. Panic. There is no way out, everywhere dry spruces, no protection, it rustles. I have to go further. Over and over running away, arriving nowhere, further, and there is no way back. Back was the wide.

And anytime, anytime I will arrive, the summer rain will break upon me and finally I can breath again. Until that I run away. I flee from the heat, from the dryness, from myself. And I get lost. Every metre more, but I don’t know where I came from. When I was out of this maze. Knew, where I wanted to go. Where I came from.

I can’t remember.

Running away is everything I remember, trickled away in some dead ends from which I didn’t find the way back anymore, bent in the wrong direction because they felt right, run further when it turned out as wrong. On and on. Maybe I hit on myself somewhere, dancing in the summer rain.



I wanna run away, never say goodbye
I wanna know the truth, instead of wondering why
I wanna know the answers, no more lies
I wanna shut the door, and open up my mind


L I N K I N   P A R K

written by Casey.

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