SONNTAGSPOST | expectations

Ist das alles echt? Ist es das, was ich möchte, oder nur das, was ich mein ganzes Leben geglaubt habe, tun zu müssen, einfach, weil es das Richtige wäre? Ist das denn nun alles richtig? Vielmehr, ist es wirklich das, was ich will, was ich mir vom Leben erwarte? Ist es mein Weg, den ich jetzt gehe? Mein Weg, der mich hierhergeführt hat?

Seit ich denken kann, habe getan, was von mir erwartet wurde. Ich habe gute Noten geschrieben, ausnahmslos, von der ersten bis zur Abschlussklasse. Ich habe nie über die Stränge geschlagen, selbst in der Pubertät nicht. Ich war immer fünf Minuten früher zuhause, als ich es hätte sein müssen, nach der Schule ging ich direkt nach Hause, auch wenn niemand da war, der es hätte kontrollieren können. Ich habe keine Drogen genommen, nicht einmal Marihuana probiert. Ich hätte die Gelegenheiten gehabt.

Ich habe die Erwartungen erfüllt.

Aber waren es meine Erwartungen? War es wirklich das, was ich von mir erwartet hatte? Oder wollte ich nur Anerkennung? Akzeptanz, ein Schulterklopfen? Von den Lehrern, nicht zuletzt auch von meinen Eltern?

Ich kann es nicht sagen, ich weiß nicht, ob alles immer zu hundert Prozent das war, was ich von mir aus, ohne Einflüsse getan hätte. Ich weiß es nicht. Aber ich denke ja. Irgendwie war das doch mein Weg. Meine Entscheidungen. Als ich ausgezogen bin, habe ich meine alten Tagebücher gefunden. Mit vierzehn hatte ich bereits geschrieben, dass ich so schnell wie möglich den Schulabschluss machen werde, mir einen Job und eine Wohnung suche. Und ein bisschen Geld spare, um nach New York zu gehen. In ein neues Leben aufbrechen.

Mein 14-jähriges Ich hat allen Grund, stolz auf mich zu sein, denn bis jetzt hat alles perfekt geklappt. Nur den Teil mit New York, den werde ich mir noch mal überlegen. Man entwickelt sich weiter.

Man kann nie sicher sein, wie viel, von dem was man tut und getan hat, einfach sein muss, und wie viel davon der eigene Weg ist. Welche Erwartungen die Gesellschaft gestellt hat, und welche man sich selbst. Wichtig ist nur, dass man sich Erwartungen stellt, dass man sich entscheidet, welche man erfüllt, und auf welche man verzichten kann. Wichtig ist, sich selbst zu fordern und von sich selbst immer Neues zu erwarten. Denn nur so kann man weiterkommen. Auf seinem Weg ankommen und weiterziehen.

Nein, das ist nicht alles, was ich vom Leben erwarte. Aber es ist ein ganz guter Einstieg.

Is this all real? Is it that, what I want, or is it just that what I thought would be the right thing to do my whole life? What I thought is my duty? Is it the right thing, now? Or better asked: Is it, what I want, what I expect my life to be? Is this my way I’m walking now? Was it my way, which leads me to this present?

Ever since I can remember I did what was expected from me. I wrote excellent grades, without exception, from first to last class. I’ve never ran riot, even not in puberty. I’ve always been at home five minutes before deadline, after school I went directly home, even if nobody was there to control it. I’ve didn’t take any drugs, not even tried marihuana. I had the chance.

I fulfilled the expectations.

But were these my expectations? Was it really, what I expected from me? Or did I just want some appreciation? Acceptation, a slap on the back? From my teachers, not at last from my parents?

I can’t say, I don’t know if I did everything was always, to one hundred percent, that what I’ve done without any influence. I really don’t know. But I guess, yes. Somehow it was my way. My decisions. As I moved out I found my old diaries. When I was fourteen I already wrote, that I’ll finish school as soon as possible, will find a job and a flat. And I’ll save some money to go to New York. To start a new life.

My 14-year-old I has every reason to be proud of me, because until now, I’ve done everything right. Just the part with New York I’ll reconsider. One evolves.

You can never be sure, how much of what you’re doing and you’ve done, was a must, and how much was your own way. Which expectations society has and which you’ve got. It’s just important, to stand the expectations, that you decide which you want to fulfil and which not. It’s important to demand you and to expect something new from yourself, always. Because that’s the only way to move forward. On your own way.

No, that’s not everything I expect from my life. But it’s a good basis.