Freitag, 27. Februar 2015

KENT, Hannah: Das Seelenhaus


INHALT
Island, 1828. Zwei Männer wurden brutalst ermordet, die Mörder sind gefasst und in Haft. Sie sind sicher verwahrt, jeder an einem eigenen dunklen Ort, schlimmer behandelt als Vieh. Unter ihnen ist auch eine Frau. Agnes Magnúsdóttir wird ihre gerechte Strafe für ihre Tat erhalten, für das Grauen, das sie über das einst so friedliche Tal gebracht hat.

Doch die Mörderin wird aus ihrem dunklen Verlies im Herz einer isländischen Familie in Ketten gelegt, um dort auf ihre Hinrichtung zu warten. Wird ihr Hass auf die Welt auch dort ans Tageslicht kommen?

MEINE MEINUNG
ACHTUNG: In dieser Beschreibung könnten sich Spoiler einschleichen!

Die Geschichte von Agnes ist eine, die mich auf einer Ebene berührt hat, von der ich nicht wusste, dass ich sie habe. Hannah Kent erzählt die Geschichte so geschickt, dass mir – trotz der Ungerechtigkeit und Tragik, die darin vorkommen – nicht einen Moment das Gefühl hatte, ich müsste weinen. Unglaublich geschickt lässt sie die Protagonistin ihre Seite der Mordnacht erzählen, von Anfang bis Ende. Und wirklich bis zum bitteren Ende.

Und ich empfand Mitleid, durchaus, vor allem auch, weil Agnes Magnúsdóttir eine reale Person war. Ihre Geschichte ist in den Grundzügen echt, war Wirklichkeit des 19. Jahrhunderts in Island.

Alles in allem erzählt Kent eine berührende, höchst interessante Geschichte rund um ein Leben, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, ohne dabei übertrieben darauf aus zu sein, den Leser in das Geschehen hineinzuziehen. Es ist einfach, als würde man bei der Familie im Raum sitzen und Agnes‘ Geschichten mit eigenen Ohren hören. Und dafür ein Kompliment an die Autorin, denn das erfordert Einiges an literarischem Können.

Doch nicht nur das Leben der Protagonistin ist interessant, ich fand auch das Leben der Familie spannend. Die Beziehungen, die Hierarchie innerhalb des Hauses – ich kann nur sagen, dass ich richtig froh bin, in dieser Zeit zu leben.


Ein geschickt erzählter Roman, den man unbedingt lesen sollte. Ich gebe vier von fünf Herzchen, weil ich mir doch etwas mehr Emotionalität erwartet hätte.

♥ ♥ ♥ ♥


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