Mittwoch, 30. Juli 2014

Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

Die letzte Rezension ist jetzt zwei Monate her. Zwei. Monate. Vielleicht erkennt man daran, wie wenig Zeit ich seit Ende Mai hatte. Beziehungsweise, dass ich viel anderes getan habe, anstatt dieses Buch endlich zu Ende zu lesen. Jetzt kommt endlich die Rezension!

Autor: Adam Johnson
Titel: Das geraubte Leben des Waisen Jun Do
Originaltitel: The Orphan Master’s Son
Genre: Roman
Erschienen: 2013
Verlag: Suhrkamp Verlag
Umfang: 684 Seiten

Der Waise Pak Jun Do wächst unter bescheidenen Verhältnissen im Waisenheim Frohe Zukunft in Nordkorea auf. Er arbeitet hart, kennt keine Spielfilme, keine Liebe und auch kein Vergnügen. In seiner Jugend wird er ins Bergwerk degradiert und erwirbt die Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen. Zu sehen und zu kämpfen. Doch damit beginnt erst das Leben eines Mannes, der viele Leben leben wird.

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Als ich das Buch begonnen habe, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte.
Als ich die Hälfte gelesen hatte, wusste ich es immer noch nicht.
Heute habe ich es fertig gelesen und weiß immer noch nicht.

Im Allgemeinen ist es kein wirklich brillantes oder schlechtes Buch. Das begründet sich darin, dass der Protagonist nie wirklich sympathisch oder unsympathisch wirkt. Ich persönlich fühlte auch nicht unbedingt mit Jun Do mit, obwohl es zahlreiche Situationen gäbe, in denen Mitgefühl durchaus aufkommen könnte. Dennoch beschreibt der Autor diese immer auf eine Art und Weise, dass man als Leser nicht direkt berührt wird.
Was dieses Buch ausmacht, und womit es den Pulitzer Preis auch wirklich verdient hat, ist die Tatsache, wie glaubwürdig die Situation der Bewohner Nordkoreas beschrieben wird. Adam Johnson tut das nie auf eine aufbauschende und eindringliche Art und Weise – er beschreibt einfach. Und dieser Stil passt perfekt zur Umgebung Nordkoreas, einem Land, dessen Bewohner nicht wissen, wie unsere Welt aussieht, die nur eine Propaganda-Version von dieser geschildert bekommen. Bewohner einer Diktatur können es sich nicht leisten, eine eigene Meinung zu haben, sie müssen es sogar fürchten. Und das bringt der Autor auf eine so ehrliche Art in die Geschichte ein, dass man als Leser sehr nachdenklich zurückgelassen wird.



Ich kann dieses Buch nicht jedem empfehlen. Wirklich nicht, denn zwischendurch ist es wirklich sehr langatmig, man weiß oft nicht, worauf es hinausläuft (weil es nicht unbedingt auf etwas hinausläuft). Aber ich würde es all jenen empfehlen, die sich für andere Kulturen und Länder, andere politische Systeme interessieren. Und ich empfehle es allen, die die Wahrheit interessiert.



I wrote the last review two months ago. Two. Months. Maybe one can recognize through this how less time I have had since the end of May. Or rather that I did many other things instead of reading The Orphan Master’s Son.
The orphan Pak Jun Do grows up in a state orphanage of North Korea. He’s working hard, doesn’t know any movies, parental love or fun. In his youth he has to work down the mine where he learns how to see in the dark. To see and to fight. But this is just the beginning of a young man’s life. A man who will live many lives.

As I started to read this book I didn’t know what to think about it.
As I had read half of it I still hadn’t known it.
Today I finished it and I still have no idea what to think.

Generally it is neither a bad nor a really brilliant book. I think this is because the protagonist never is really likeable or disagreeable. I hadn’t felt with Jun Do although there were many situations and moments one should. Nevertheless the author describes it in a way which didn’t really touch me, the reader.
What makes this story special, and with what it really deserves the Pulitzer Prize, is the fact, how real and credible the situation of the citizens is described. Adam Johnson doesn’t blow up the situation or exaggerates. He only describes how it really is. This style is perfect for the place North Korea, a land its citizens don’t know about our world, they only know the propaganda version of the dictator. Citizens of a dictatorship can’t have an own opinion, because it’s too dangerous. And this is very honestly described – and real. So I as reader is left full of thoughts.
I definitely can’t recommend this book for everybody. Really, I can’t because it’s really hard to read from time to time and often one doesn’t know where this story ends (because it doesn’t really run out to something). But I recommend it to people who are interested in cultures and political systems. And to all those people who are interested in truth.

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